Lieber Wolfi,

was als Mitternachtseinlage begonnen hat, hast du seit 1991 gedeihen und reifen lassen, nämlich – Kabarett in Heililgenkreuz. Du wolltest nicht irgendein gekauftes Kabarett, sondern ein ortsbezogenes aus eigener Feder. Folglich stammten die ersten Texte allesamt von dir. Und ich könnte mir vorstellen, dass es einige Leute im Ort gegeben hat, die fürchten mussten, von dir ein wenig durch den Kakao gezogen oder an den Pranger gestellt zu werden. Eben dieser Ort war aber auch Namensgeber für die neue Gruppe, und es ist daher verständlich, dass seitdem in Heilgenkreuz am Waasen die ‚Waaserln‘ spielen.

1996 war das Jahr, in welchem ich erstmals in der Gruppe mitwirken durfte. Damals warteten wir gemeinsam auf Godot. Wir besangen den „Wilden auf seiner Maschin‘.“ Später durfte ich als Frisör auf der Bühne deine Frisur in Form bringen. Wir hatten auch einigen Spaß, als wir

Austria 3 musikalisch imitierten. Und leider ist das Vulkanland noch immer kein Freistaat, wie du als Senior im damaligen Stück propagiert hast.

Ich kann für mich jedenfalls ehrlich sagen – es war schön und bereichernd mit dir zusammengearbeitet zu haben, vor, auf und hinter der Bühne.

In unserer Chronik hast du geschrieben: „Kabarett kann nicht die Welt verändern, aber es kann – auf humorvollem Weg – immer wieder Missstände aufzeigen, und vielleicht ein wenig zum Nachdenken anregen.“ Ich bin überzeugt, dass dir das gelungen ist, und somit war dein Einsatz und deine Arbeit nicht umsonst.

Vielleicht magst du ja deine Arbeit im Jenseits fortsetzen. Du weißt sicher: „Einmal Waaserl, immer Waaserl.“ 

Bauchi, Charly und Elli sind dir schon vorausgegangen und warten dort auf dich. Wir – die Waaserln – werden jedenfalls im Diesseits deine Tradition fortsetzen, so gut wir es eben vermögen.

Lieber Wolfi – danke für alles.

Karl - Heinz Raithoifer 2024